Weltausstellung Paris
Weltausstellungen ziehen Bilanz zum Stand der Technik, erlauben aber auch einen Blick in die Zukunft. Mit überdimensionalem Aufwand wird in der französischen Hauptstadt der Beginn des neuen Jahrhunderts gefeiert.
Der französische Staatspräsident Emile Loubet und Handelsminister Alexandre Millerand eröffnen in Gegenwart von Politikern, Technikern und Wissenschaftlern aus vielen Ländern die erste Weltausstellung des 20. Jahrhunderts.
Auf die bis zum 12. November andauernde Leistungsschau, die alle Gebiete der Technik, Wissenschaft, Landwirtschaft, der Kunst und des Kunstgewerbes darstellt, strömen mehr als 47 Mio. Besucher. Selbst die Weltausstellung von Sevilla 1992 blieb mit 42 Mio. Besuchern unter dieser Marke. Auffällig ist der zur Schau gestellte Reichtum. Auf dem Gelände, das u.a. einen »Elektrizitätspalast« mit künstlichem Wasserfall und die »Maschinengalerie« beherbergt, sei »vereinigt, was zum Schmuck des Lebens beiträgt«, schreibt ein zeitgenössischer Beobachter.
Schon am ersten Tag der Weltausstellung wird deutlich, dass die traditionellen Industrieländer nicht länger unter sich bleiben. Nationen wie Russland, Japan, die Balkanstaaten sowie einzelne lateinamerikanische Länder machen durch die Qualität ihrer Metall-, Holz- und Textilindustrie auf sich aufmerksam. Die Märkte dieser als wenig entwickelt geltenden Staaten, die derzeit noch der belgischen, britischen, deutschen oder französischen Industrie offen stehen, werden sich nach einer oft geäußerten Vermutung bald den Industriestaaten verschließen. Bald wird die heimische Industrie der aufstrebenden Nationen den eigenen Markt mit allem versehen, was sie gegenwärtig noch dem Ausland abkaufen müssen. Die Ausstellung macht ferner deutlich, dass viele Länder, die heute noch ihre Rohstoffe gegen die Gewerbeerzeugnisse der Industrienationen austauschen, bald selbst im Stande sein werden, eigene Exportindustrien aufzubauen.
Als heimlicher Clou der Schau gelten die rollenden Bürgersteige aus Holz, auf denen die Besucher stehend transportiert werden. Anlässlich der Weltausstellung wird am 19. Juli auch der erste, 10,6 km lange Abschnitt der Pariser Metro feierlich in Betrieb genommen